EXPERTENVERFAHREN ZUR ERRICHTUNG EINES KINDERGARTENS
1230 Wien
2008
TEXTFOTOSPLÄNE
GMMK , Gert M. MAYR-KEBER ZT-GmbH. , Expertenverfahren Kindergarten Liesing 2008

Einbettung in vorhandene Topografie und äußere Erschließung

Die Topografie des Grundstückes weist von Ost nach West ein Gefälle von rund sechs Metern auf und ist zusätzlich geprägt von steilen Geländestufen im Süden und Norden. Das vorgeschlagene Konzept zum Gebäude, dessen Lage und Konfiguration, sieht einen längsorientierten, ost-west gelagerten zweiteiligen Baukörper vor, der sich in den Hang ‚eingräbt’. Durch Anschüttungen und Abgrabungen im unmittelbaren Umfeld werden ebenflächige Außenbereiche geschaffen, die unterschiedliche Niveaus aufweisen. Von beiden Geschossen wird dadurch ein direkter und barrierefreier Austritt ins Freie ermöglicht, die Wertung des ‚Oben’ und ‚Unten’ egalisiert. Der westliche ‚Gebäudekopf’ weist in Ergänzung des Baukörpers einen zylindrischen Hof auf, der die umliegenden Innenräume plastisch erweitert, und den Einschnitt in das Erdreich visualisiert. Die hier angrenzenden Essbereiche werden so in beiden Ebenen optimal natürlich belichtet.

Die Längsorientierung des Kindergartens unterstützt den vom Auslober bedingten öffentlichen Verbindungsweg im Norden, und ermöglicht die beidseitige Erschließung des Haupteinganges, der an der nordöstlichen Gebäudekante situiert ist. Durch großzügige Verglasung zum Außenraum soll hier der Innenraum spürbar werden, der Zutritt, unterstützt durch die auskragende Konstruktion des Obergeschosses wettergeschützt und ohne Schwellenangst erfolgen. In diesem Bereich wird der öffentliche Verbindungsweg ausgeweitet, es entsteht ein großzügiger Vorplatz mit eigenem Sitzbereich, der ‚Eltern Lounge’.

Gebäudestruktur und innere Erschließung

Wesentlicher Teil zum inneren Gebäudekonzept ist die Schaffung eines räumlich plastisch gegliederten Orientierungsbereiches, der als zentrale Erschließung alle Teile des Hauses leicht erfassbar erreichbar macht und zugleich sich ständig verändernde Perspektiven im Raum zulässt. Hier begründet sich mitunter die Zweiteilung und leicht verdrehte Zuordnung der Volumina, die auch unterschiedliche funktionelle Inhalte ausweisen.

Dieser von allen genutzte Raum wird mit Elementen, die zugleich Teil der Gruppenräume sind, strukturiert. Die offene Treppe ermöglicht spürbare Bewegung in der 3. Dimension, Schauöffnungen lassen Ausblicke und Durchblicke zu, das natürliche Tageslicht kann in unterschiedlichsten Qualitäten im Tagesverlauf erlebt werden.

Gaston Bachelard und seine ‚Poetik des Raumes’ - in der er die Bedeutung der künstlich geschaffenen Objekte, die wichtige Elemente für die Entwicklung jedes Einzelnen sein können, anspricht - waren mit Anlass zur Einbringung eines Konglomerats von architektonischen Elementen, die nicht nur zur Individualisierung des vorliegenden Kindergartens dienen sollen, sondern vielleicht durch ihre konnotative Bedeutung den Heranwachsenden Entwicklungsanstoß sein können. So sind hier Themen, wie ‚Treppe, Pavillon, Brücke, Grube, Fenster, Erker, Schacht, Oberlicht’ funktionell einbezogen zueinander gestellt, und ergeben so ein Gesamtensemble, das verschiedenste Interpretationen zulässt.

Die Gruppenräume sind großzügig zum davor liegenden Freiraum geöffnet. Der Sonnenschutz erfolgt einerseits über die Balkonkonstruktion und die auskragenden Gebäudeteile, andererseits durch bauliche Verschattungselemente in den Fensterbereichen. Die Oberlichte des Erschließungsraumes wird durch eine fixe Lamellenkonstruktion, deren Neigung Sommer- und Wintersonne berücksichtigt, abgeschirmt.

Freiraumzonierung

Die Außenraumzonierung  reagiert einerseits auf die Gebäudekonzeption, die auf zwei Ebenen unmittelbare Innen-Außenraum-Verknüpfungen ermöglicht, andererseits auf die besonderen topographischen Verhältnisse. Sowohl auf Erdgeschossniveau, als auch auf Niveau des Obergeschosses werden weitgehend ebene Freiflächen unmittelbar an großzügige gebäudevorgelagerte Spielterrassen angebunden. Die Niveausprünge werden einerseits durch Mauern als klare Raumgrenzen akzentuiert, andererseits aber auch durch eine Rasentreppe bzw. einen Rodelhügel in Wert gesetzt oder im Bereich des umlaufenden Rundwegs in sanfte Geländeübergänge aufgelöst. Neben den topographischen Sprüngen werden durch den Wechsel der Belagstypologien und Strauchhecken einzelne Gartenzimmer formuliert, wobei dabei allerdings auf die Erhaltung eines landschaftlichen Kontinuums im Außenraum geachtet wird.

Der umlaufende Rundweg weist eine behindertengerechte maximale Steigung von 6% auf. Im Nordosten wird der Vorplatz des Kindergartens um einen räumlich angelagerten, attraktiven Aufenthaltsbereich (Eltern Lounge) erweitert.

Freiraumplanung: DI. Thomas Proksch (Land in Sicht)